Rückkehr aus der Elternzeit: Was HR-Fachkräfte wissen müssen
Keyfacts
• Gesetzliche Rahmenbedingungen: HR-Fachkräfte müssen die gesetzlichen Regelungen zur Elternzeit, wie Kündigungsschutz, Teilzeitmöglichkeiten und flexible Aufteilung der Elternzeit, genau kennen und einhalten.
• Planung und Kommunikation: Eine offene Kommunikation und eine sorgfältige Planung der Rückkehr, inklusive der Beachtung der rechtlichen Rückkehransprüche, sind essenziell für eine erfolgreiche Wiedereingliederung.
• Unterstützung und Flexibilität: Flexible Arbeitsmodelle, Fortbildungen, Mentoring und eine langfristige Karriereplanung können den Mitarbeitenden den Übergang nach der Elternzeit erleichtern und ihre berufliche Entwicklung fördern.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern
Die Rückkehr aus der Elternzeit ist sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die HR-Abteilung ein bedeutsamer Schritt. Arbeitgeber müssen die gesetzlichen Regelungen einhalten und gleichzeitig eine reibungslose Wiedereingliederung gewährleisten. In diesem Artikel erfahren HR-Fachkräfte alles Wichtige rund um die gesetzlichen Vorgaben zur Elternzeit und wie sie den Rückkehrprozess so reibungslos wie möglich gestalten können.
Darüber hinaus erzählt unsere Kollegin Jenny Gardke, Senior Manager PR & Corporate Communications bei FUNKE Works, wie ihre Rückkehr nach der Elternzeit verlief. Sie zeigt auf, was aus ihrer persönlichen Sicht besonders wichtig ist.
Die wichtigsten Regelungen zur Elternzeit
Die Elternzeit ist in Deutschland gesetzlich geregelt und bietet Eltern die Möglichkeit, sich bis zu drei Jahre nach der Geburt ihres Kindes von der Arbeit freistellen zu lassen. Die wichtigsten Regelungen umfassen:
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Dauer und Anspruch:
Jeder Elternteil hat einen Anspruch auf bis zu drei Jahre Elternzeit pro Kind zur Betreuung und Erziehung. Diese Elternzeit kann flexibel aufgeteilt werden und muss nicht zwingend direkt nach der Geburt des Kindes genommen werden. Eltern können bis zu 24 Monate der Elternzeit im Zeitraum zwischen dem dritten und achten Lebensjahr des Kindes beanspruchen, ohne dass eine Zustimmung des Arbeitgebers erforderlich ist.
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Aufteilung der Elternzeit:
Die Elternzeit kann in bis zu drei Zeitabschnitte aufgeteilt werden. Ein Arbeitgeber kann jedoch den dritten Abschnitt aus dringenden betrieblichen Gründen ablehnen, wenn er zwischen dem dritten und achten Lebensjahr des Kindes liegt.
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Anmeldung:
Die Elternzeit muss spätestens sieben Wochen vor Beginn schriftlich beim Arbeitgeber angemeldet werden. Für die Zeit nach dem dritten Geburtstag des Kindes beträgt die Frist 13 Wochen.
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Teilzeit während der Elternzeit:
Eltern dürfen während der Elternzeit bis zu 32 Stunden pro Woche in Teilzeit arbeiten. Eltern, deren Kinder vor dem 1. September 2021 geboren wurden, dürfen maximal 30 Stunden pro Woche arbeiten. Dabei besteht ein Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit, wenn der Arbeitgeber mehr als 15 Beschäftigte hat und die Eltern mindestens sechs Monate im Betrieb tätig sind. Die Arbeitszeit muss dabei mindestens 15 und maximal 32 Stunden pro Woche betragen.
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Kündigungsschutz:
Während der Elternzeit genießen Mitarbeitende einen besonderen Kündigungsschutz. Dieser beginnt ab der Anmeldung der Elternzeit – frühestens acht Wochen vor deren Beginn innerhalb der ersten drei Lebensjahre des Kindes bzw. 14 Wochen vor Beginn bei einer Elternzeit zwischen dem dritten und achten Lebensjahr des Kindes.
Leitlinien für HR-Teams
Im Folgenden finden Sie einige wichtige Punkte, die Ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen können, Beruf und Familie besser miteinander zu vereinbaren.
Kommunikation und Transparenz:
Eine offene und transparente Kommunikation mit den Mitarbeitenden ist essenziell. Informieren Sie frühzeitig über die Möglichkeiten und Pflichten rund um das Thema Elternzeit, insbesondere über die flexiblen Möglichkeiten der Teilzeit und die genauen Anmeldefristen.
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Bleiben Sie, sofern es gewünscht und möglich ist, auch während der Elternzeit lose in Kontakt. Das stärkt das Verhältnis, die Bindung und erleichtert die Planungen.
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Familienfreundliche Unternehmenskultur etablieren:
Dazu gehört beispielsweise, dass Sie und Ihr Führungspersonal dem Thema Elternzeit positiv gegenüberstehen und es auch in der Managementebene üblich ist, Elternzeit zu nehmen. Vor allem männliche Führungskräfte können hier als Vorbild fungieren – und so ihren Beitrag dazu leisten, ein familienfreundliches Arbeitsklima zu etablieren.
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Planung der Rückkehr:
Ein Eckpfeiler ist zudem die rechtzeitige und detaillierte Planung der Rückkehr. Besprechen Sie mit Ihren Mitarbeitenden, wann und in welchem Umfang sie zurück in den Arbeitsalltag starten möchten. Besonders wichtig ist es, den rechtlichen Anspruch der Mitarbeitenden auf die Rückkehr zu ihrer früheren Arbeitszeit nach Ablauf der Elternzeit zu beachten.
Unsere Mitarbeiterin Jenny hat während Ihrer Elternzeit den Austausch gesucht:
Ich habe das Team immer mal wieder im Büro besucht und so den Kontakt gehalten. Auch zum Sommerfest wurde ich weiterhin eingeladen. Dadurch konnte ich Entwicklungen im Unternehmen mitverfolgen. Und es hat vor allem bei der Abstimmung geholfen. Wir konnten beispielsweise keinen Krippenplatz finden und ich habe wegen der fehlenden Betreuung meine Elternzeit verlängert. Das hat nicht nur meine Planung, sondern auch die des Teams noch einmal verändert. Dank des guten Kontakts konnten beide Parteien schnell reagieren.
Jenny Gardke, Senior Manager PR & Corporate Communications bei FUNKE Works
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Flexibilität anbieten:
Optimalerweise können Sie flexible Arbeitsmodelle anbieten, wie Teilzeitarbeit oder Homeoffice. Berücksichtigen Sie dabei auch die Möglichkeit, dass Mitarbeitende ihre Elternzeit in mehreren Abschnitten nehmen können.
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Fortbildungsmöglichkeiten:
Mitarbeitende sollten die Möglichkeit haben, sich während oder nach der Elternzeit weiterzubilden. Dies kann auch eine wichtige Rolle spielen, wenn sie während der Elternzeit in Teilzeit tätig sind.
Oftmals wird die Elternzeit in der Gesellschaft als „Auszeit“ oder „Pause“ abgestempelt. Jenny betont, dass die Elternzeit auch eine persönliche Weiterentwicklung bedeutet und Eltern viele Soft- und Management-Skills mitbringen:
Eltern müssen fast täglich unter Druck und Zeitnot performen, delegieren, priorisieren, Konflikte lösen, Kompromisse schließen und Streits schlichten – alles Fähigkeiten, die auch im Job wichtig sind.Jenny Gardke, Senior Manager PR & Corporate Communications bei FUNKE Works
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Tipps für Ihr Vorgehen bei der Rückkehr
Die Rückkehr aus der Elternzeit kann für die Mitarbeitenden herausfordernd sein, da sich schon innerhalb kurzer Zeit viel im Unternehmen verändern kann. Zudem kann eine gewisse Eingewöhnungszeit nötig sein, wenn Mitarbeitende länger abwesend waren. Als HR-Fachkraft können Sie den Prozess durch folgende Maßnahmen unterstützen:
Rückkehrgespräch:
Führen Sie ein ausführliches Rückkehrgespräch, um die Erwartungen beider Seiten zu klären. Besprechen Sie (neue) Aufgaben und eventuelle Weiterbildungen. Klären Sie auch, wie die Arbeitszeit gestaltet werden soll.
Berücksichtigen Sie die wichtigsten Punkte in Ihrem normalen Onboarding-Prozess – auch wenn es sich per Definition nicht um neue Mitarbeitende handelt.
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Einarbeitungsplan erstellen:
Erstellen Sie einen individuellen Einarbeitungsplan, der den Mitarbeitenden hilft, sich wieder in das Unternehmen und die Arbeitsabläufe einzufinden. Beachten Sie dabei die spezifischen Bedürfnisse von Eltern, die nach einer längeren Auszeit zurückkehren.
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Mentoring und Unterstützung:
Bieten Sie ein Mentoring-Programm oder andere Unterstützungsmöglichkeiten an, um den Wiedereinstieg zu erleichtern. Dies kann insbesondere für Mitarbeitende hilfreich sein, die sich nach der Elternzeit beruflich neu orientieren möchten.
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Langfristige Karriereplanung:
Helfen Sie den Mitarbeitenden bei der langfristigen Karriereplanung und bieten Sie Perspektiven für die Weiterentwicklung im Unternehmen. Dies kann auch die Möglichkeit umfassen, die Elternzeit in weiteren Abschnitten zu nehmen, wenn dies im Interesse des Mitarbeitenden liegt.
Jenny berichtet über Ihre Rückkehr:
Im Laufe meiner fast zweijährigen Elternzeit ist das Unternehmen weiter gewachsen und die Struktur meiner Abteilung hat sich immens verändert. Ich sah nach meiner Rückkehr nicht nur bekannte Gesichter, sondern bekam auch viele neue Kolleg:innen hinzu. Dadurch fühlte es sich in gewisser Weise auch nach einem neuen Job an. Es war eine aufregende Zeit!
Es lief nicht auf Anhieb alles glatt, doch dank einer positiven Arbeitsatmosphäre und transparenter Kommunikation gelang der Wiedereinstieg schnell:
Ich fing mitten in der Erkältungszeit wieder an und unsere Tochter war direkt nach meiner Rückkehr krank. Natürlich hat mich das gestresst, aber ich konnte nichts daran ändern. Wichtig war für mich, dass ich von Seiten des Unternehmens dazu keinerlei Negativität gespürt habe. Mit der neuen Aufstellung unseres Teams hat sich auch mein Aufgabenbereich etwas verändert. Ich musste mich in die neue Situation erst einfinden, aber durch den offenen und ehrlichen Austausch mit meinem Teamlead konnten meine anfänglichen Sorgen schnell aus dem Weg geräumt werden.Jenny Gardke, Senior Manager PR & Corporate Communications bei FUNKE Works
Mit bestimmten Benefits können Sie Ihr Unternehmen als familienfreundlichen Arbeitgeber positionieren – und damit einerseits im Recruitingprozess und andererseits bei Ihren Mitarbeitenden punkten. Zu diesen Benefits zählen beispielsweise die Einführung der Elternstartzeit, Zuschüsse für Kitaplätze oder gar eine eigene, betriebsinterne Kinderbetreuung.
Fazit: So gestalten Sie die Rückkehr aus der Elternzeit erfolgreich
Die Rückkehr aus der Elternzeit erfordert eine sorgfältige Planung und offene Kommunikation. HR-Teams spielen eine zentrale Rolle dabei, diesen Prozess reibungslos zu gestalten und den Mitarbeitenden eine positive Wiedereingliederung zu ermöglichen. Beachten Sie dafür die wichtigsten Punkte auf Ihrer Onboarding-Checkliste. Flexible Arbeitszeitmodelle und Möglichkeiten zur Remote-Arbeit helfen ihren Mitarbeitenden, Familie und Beruf zu vereinbaren.